Stände

cf Trainingsplatz

Ich holte zu ihr auf, als sie den Platz Richtung Marktmitte verließ, dort wo die ganzen Stände aufgebaut waren.
Ruhig folgte ich ihr, hielt meine Arme wie immer hinter dem Rücken verschränkt und wartete darauf, dass sie sich für einen der Stände, die Getränke anboten, entschied.
"Das Training heute verlief wirklich gut.", warf ich beiläufig ein und schaute mich um. Das Beobachten von Leuten war eine alte Macke von mir. Ich studierte und analysierte manchmal jedes Verhalten.
"Wenn du heute Abend die Zeit zum Üben findest, dann sind wir beim nächsten Mal schon einen großen Schritt weiter."
Nun blickte ich wieder etwas zu ihr hinab, konnte locker mit ihr schritt halten.

cf: Trainigplatz

Eine Weile lief ich wieder schweigend neben ihn her, wobei ich kurz meinen Blick über die Stände schweifen lies, bis ich einen gefunden hatte, der ein paar Getränke verkaufte. Als er meinte das Trainig wäre gut verlaufen, lächelte ich leicht auf, um dann jedoch zu nicken.
>>ICh werde mir die Zeit nehmen<<
Versicherte ich ihm. Etwas anderes hatte ich eh nicht vor und vielleicht würde Marco auch mit mir üben. Mit langsamen Schritten ging ich zu dem Stand, dem ein etwas beleibter Mann gehörte, der wohl in seinen besten Jahren zu stecken schien. Wie er jedoch drein blickte gefiel mir irgendwie nicht. Dennoch bestellte ich mir ein Wasser und sah zu Adrian.
>>Was möchtest du?<<
Ich würde ihn wenigstens als Dank einladen.

"Freut mich zu hören, dass du intensiv daran arbeiten willst."
Sie bog ab, als ein Stand ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Es freute mich zu hören, dass sie das Training durchziehen würde, mit jeder Sekunde, die sie dafür brauchen würde.
"Ähm, ich nehme auch ein Wasser.", richtete ich meine Bestellung an den Mann, der uns also zwei Flaschen reichte. Ich kramte in meiner Hosentasche nach dem Geld, was ich heute Morgen hastig eingepackt hatte.

>>Ist denke ich für alle Nerven das beste.<<
Schmunzelte ich leicht. Marco würde nicht mehr so im Dreieck springen sollte ich allein herumlaufen, Adrian müsste sich nicht mehr mit mir herumschlagen und ich würde mich einfach auch ein wenig wohler fühlen nicht mehr nur der anhängliche Tropf zu sein, auf den aufgepasst werden musste.
Wie dem auch sei, nahm ich dankend das Wasser entgegen ,sah aber aus dem Augenwinkel, wie Adrian wohl Geld hervor holen wollte. Schnell kramte ich mein eigenes heraus und bezahlte die beiden Flaschen. Immerhin hatte Marco mir so viel Geld in die Hand gedrückt....
Ich war schon am überlegen mir einen Job zu suchen, einfach nur um mein eigenen kleinen Stolz zu besänftigen. Bevor Adrians jedoch hochkommen würde, drehte ich mich zu ihm um, mit einem entschuldigenden Lächeln.
>>Wenisgtens als kleines Dankeschön, dass du dich mit mir rum ärgerst.<<
Erklärte ich ihm.
>>Wobei du mir gerne sagen kannst, wie ich mich besser erkenntlich zeigen kann.<<
Schob ich noch nach.

Mir entging es nicht, dass sie fix die Flaschen bezahlte und gerade als ich zu einem Protest ansetzen wollte, entwaffnete sie mich gekonnt mit der Erklärung, dass es als Dankeschön gedacht sei. Sie lächelte mich an und ich konnte nicht anders als mit einem Grinsen zu erwidern.
Diese Frau ...
"Nun ... danke.", erwiderte ich daher ernst gemeint, drehte die Flasche auf und nahm einen Schluck. Die Mittagssonne brannte immer noch so intensiv, es war geradezu unerträglich.
Sie führte ihren Satz weiter, wollte wissen, wie sie sich noch erkenntlicher bei mir bedanken konnte und fast hätte ich mich an meinem Wasser verschluckt.
"Hey, ich mache das freiwillig. Komm bloß nicht auf den Gedanken, mir das irgendwie zurückzahlen zu müssen, ja?".
Ich hatte einen leicht spielerischen, drohenden Ton drauf, wollte sie ermahnen. Ich wollte hierfür nichts, außerdem genoss ich die Zeit, die wir miteinander verbrachten. Sie war eine angenehme Abwechslung zum harten Alltag und ihre Gesellschaft gefiel mir wirklich sehr.

Fein lächelte ich ihn an, als er sich bedankte, hatte ich es im Grunde einfach so gerne, Leuten eine Freude zu machen. Ich drehte selbst meine Flasche auf, um ein paar Schluck zu trinken, um mich dann wieder ihm zu zuwenden, als er meine letzten Worte abschlug.
>>Entschuldige.<<
Lächelte ich wieder leicht. Gott, das war wirklich so ungewohnt zu lächeln.
>>Es ist nur wirklich sehr ungewohnt, dass Jemand etwas freiwillig macht. Außerdem bin ich dir sehr dankbar dafür, dass du es überhaupt machst. Deswegen möchte ich mich eigentlich erkenntlich zeigen.<<
Erklärte ich ihm leise. Zu mir war selten Jemand freundlich gewesen. Von der Familie kannte ich es gar nicht, außer Marco natürlich, in der Schule mieden mich alle, hatten sie angst vor meinem Vater gehabt und nach dem Ausbrauch....Nun nach dem Ausbruch ging es selbst in der Gruppe nach dem Motte: Jeder ist sich selbst der Nächste.

Ich nahm noch einen Schluck, bevor ich die Flasche wieder verschloss. Ja, heutzutage ging das meiste nur noch nach Bezahlung. Schade eigentlich ...
"Es ist mir Dank genug, wenn ich sehe, wie viel Mühe du dir gibst. Dass du gewillt bist zu lernen.", erwiderte ich und kam mir fast wie ein Poet vor.
Aber wieso sollte ich als Gegenleistung etwas verlangen? Es war das Recht eines jeden Lebewesens sich zu verteidigen und zu lernen. Und wenn ich dabei behilflich sein konnte, umso besser.
Jede Tat konnte das Leben zu einem besseren Ort machen.
Gott ... ja ... definitiv poetisch.
"Haha, vielleicht hätte ich Prediger werden sollen.", sagte ich lachend und streckte mich einmal kurz.

Wieder brachte er mich zum lachen und ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick kurz warm wurde, als ich zu ihm sah. Verwirrt über mich selbst sah ich wieder auf meine Flasche, um sie dann wieder in meine Tasche zu stecken, nachdem ich sie geschlossen hatte.
>>Naja, eine Kirche haben wir hier noch nicht, soweit ich weiß.<<
Schmunzelte ich und drehte mich kurz suchend um. Nein, hatten wir offensichtlich nicht, auch Marco hatte mir keine gezeigt, doch wir wussten Beide, dass wir nicht unbedingt etwas für Religion übrig hatten, auch wenn ich die Botschaft dahinter sehr nobel fand. Leider wurde sie viel zu oft missbraucht...
>>Aber ich finds schön zu sehen, dass noch nicht jeder sich selbst der Nächste ist.<<
Gab ich zu und lächelte ihn erneut an. Herje.

"Ich kann mich ja auf eine Holzkiste als Podest mitten auf den Marktplatz stellen und meine Reden schwingen.", erwiderte ich auf ihren Kommentar, dass es noch keine Kirche gab.
Ganz ehrlich? Die brauchte eigentlich auch niemand.
In dieser gottverlassenen Zeit brauchte man richtige Anhaltspunkte, auch wenn es eine Art Normalität hier in die Stadt bringen würde, jedenfalls für die älteren Menschen vielleicht.
"Obwohl, da bleibe ich doch lieber bei meinem freiwilligen Job als Bodyguard.", richtete ich nach gespielt langer Überlegung und zwinkerte ihr zu.
Ich war eher der praktische Typ.
"Mir ist es persönlich auch sehr wichtig, dass sich die Menschen in dieser schweren Zeit gegenseitig helfen. Was bringt es denn, wenn wir uns nur streiten und gegenseitig die Köpfe einschlagen? Damit ist wirklich niemandem geholfen."
Mein Blick wurde nachdenklich, wieder hatte ich mich in dieses Thema einfachen lassen, aber so schnell wie es gekommen war, konnte ich es auch wieder abschütteln.
"Wir sitzen doch immerhin alle im selben Boot, nicht?"

Ich hatte dann doch noch mal meine Flasche hervorgeholt, um noch etwas zu trinken, doch da brachte er mich schon wieder zum Lachen und ich musste mir schnell die Hand vor dem Mund halten, um nicht das Wasser durch die gegend zu spürhen. Oh Gott. Leicht traten mir ein paar Tränen in die Augen, während ich noch immer hustend lachte.
>>Oh weh, diese Vorstellung....<<
Brahcte ich noch hervor. Ja, diese Vorstellung war irgendwie amüsant.Dann jedoch wurde ich wieder ein wenig ernster, packte die Flasche jetzt endgültig weg, um dann leicht zu nicken.
>>Nein, damit ist wirklich niemanden geholfen, doch viele sehen das leider nicht.<<
Bestätigte ich ihm seine Worte, wobei er das Thema wohl ieber beenden wollte, wie ich seinen letzten Worten entnahm, weswegen ich auch nicht weiter darauf einging.

Bei der Vorstellung auf der Marktmitte zu stehen musste ich selber kurz lachen. Das wäre selbst mir peinlich und ich war bei weitem nicht zimperlich.
Für einige Dinge war man sich dann doch selbst zu schade.
"Und, wo möchte die Mylady jetzt hin?", fragte ich um das Thema wieder etwas anzuheben. Ich mochte es wenn sie lächelte, sie wirkte dann zu unbeschwert. Das Bedrückte passte nicht zu ihr.
"Soll ich dich zurückbringen, zu deinem Bruder, oder hast du noch zu etwas Lust?"
Ich war für jeden Schabernack zu haben. Heutzutage brauchte man Ablenkung. Die Menschen sollten viel mehr Lachen, dann wäre die Stimmung nicht so verkorkst.

Mylady!? Ein wenig musste ich über diese Wortwahl schmunzeln, wobei mir auffiel, dass ich schon lange nicht mehr so unbeschwert war, als mit ihm. Irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, doch absolut nicht unangenehm.
Während ich über seine Frage nachdachte, sah ich in den Himmel, der sich langsam rot verfärbte. Die Sonne würde wohl bald untergehen. Allerdings bezweifelte ich, dass mein Bruder zuhause sein würde und ich musste sagen ich genoss die Gesellschaft von Adrian und wollte igrendwie noch nicht alleine sein.
>>Also ich bezweifle, dass mein Bruder schon zurück ist, wobei ich eh nicht weiß wo er ist und ich habe nun wirklich nichts mehr vor....<<
Erklärte ich ihm, wobei ich am überlegen war was wir denn noch tun könnten. Innerlich seufzte ich auf. Ich sollte mich nach Hause bringen lassen und ihm nicht seine Zeit stehlen. Ja genau, das sollte ich tun. Irgendwie benahm ich mich heute ab und an ein wenig merkwürdig.

Ich folgte ihrem Blick. Mit dem Untergehen der Sonne würde es auch allmählig kühler und angenehmer von der Luft her werden. Hoffentlich zog kein Sturm auf, bei dieser schwülen Luft war das gar nicht mal so unwahrscheinlich.
"Ja wenn dein Bruder noch nicht da ist, dann suchen wir uns noch eine Beschäftigung.", erwiderte ich, hatte bis um Mitternacht noch eine ganze Menge Zeit und kaum etwas zu tun. "Mh, fragt sich nur was."
Nachdenklich legte ich die Stirn kraus.
Was könnte man denn machen ...

>>Ich möchte dir wirklich nicht deine Zeit stehlen. Wenn du etwas besseres vor hast, dann versteh ich das und geh brav nach hause.<<
Versicherte ich ihm noch ein Mal, wollte ich mich weiß Gott niemanden aufdrängen. Dennoch sah ich nachdenklich zu Boden.
>>Ladte die junge Dame doch zum Essen ein.<<
Zwinkerte plötzlich der Mann hinter dem Stand, wobei ich überrascht aufsah.
>>SO eine schöne Dame, sollte man doch eben zum Essen ausführen.<<
Schob er noch unnötigerweise hinter, wodurch ich ein wenig rot wurde und ich nicht so richtig wusste, was ich dazu jetzt sagen sollte.

Scheinbar hatte sie das Gefühl, mir auf die Nerven zu fallen und ich grinste sie an.
"Ich amüsiere mich prächtig und ich habe auch nichts weiter vor.", versicherte ihr ich meiner jungen Begleitung und musste blinzeln, als mir der Mann hinter dem Stand auf meine Frage antwortete. Ja, mit diesem Gedanken hatte ich zugegeben auch schon gedacht.
"Weißt du, dass ist gar keine so schlechte Idee, du hast sicherlich Hunger nach diesem anstrengenden Tag. Wie wärs, du kommst mit zu mir und ich koche uns ein leckeres Abendessen."

Ich glaubte ich hatte noch nie in meinem Leben so verdattert drein gesehen, wie in diesem Moment, als Adrian wirklich auf die Worte einging und mich halb zum Essen einlud. Tatsächlich fühlte ich mich ein wenig überfordert, mal wieder, dass ich einen Moment brauchte um mich zu fangen und ihm zu antworten. Bei dem Gedanken, dass ich zu ihm nach Hause gehen würde, wurde es kurz flau in meinem Magen, doch mehr auf die angenehme Art. Schnell schob ich diese Gedanken beiseite.
>>Das wäre...nett.<<
Lächelte ich zaghaft zu ihm auf. Beinahe hätte ich gesagt wundervoll, wollte dann zu schön ausweichen, um mich dann auf nett ein zu pendeln. Meine Güte, man musste mir deutlich anmerken, dass mir solche Situationen vollkommen fremd waren und ich zugegeben ein wenig damit überfordert war.

Sie ging auf das Angebot ein und kurz nickte ich dem Mann am stand zu, höflich musste man sein. Mit einer flachen Handbewegung in die Richtung wo mein Haus lag, bat ich sie mir zu folgen.
"Weis mich darauf hin, falls dir etwas unangenehm ist, okay?", wiederholte mich um ihr klar zu machen, dass ich kein Mann mit bösen Absichten war.
Ich wollte auf keinen Fall, dass sie sich in meiner Gegenwart unwohl fühlte. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg und im Kopf machte ich mir bereits Gedanken darüber, was ich ihr denn gleich zum Essen auftischen würde.

tbc Haus von Adrian