Wachposten

*first Post*

>>Mam? Alles in Ordnung?<< fragte mich eine Frauenstimme und verwirrt sah ich hoch.
>>W..was?<< murmelte ich und griff mir an den Kopf. Was war hier nur los? Verwirrt sah ich mich um und begriff gar nicht, was hier los war. Ich schien in einer Art Militäranlage zu sein, doch... wie war ich her gekommen? Das Letzte woran ich mich erinnerte, war, dass ich mit meinem Fahrrad auf den Weg zur Schule gewesen war und da kam dieses Auto... ich erinnerte mich noch an einen harten Aufprall und ab da war alles weg.
>>Geht es Ihnen nicht gut?<< fragte sie nach, wobei ich sie nur anstarren konnte.
>>Der Test ist negativ<< kam es von irgendwo her und die Frau nickte, um mir dann einen Rucksack in die Hand zu drücken.
>>Ihr Starterpaket. Willkommen in Renisus<<
Renisus? Was? Ich konnte gar nicht wirklich reagieren, als man mich bei der Schulter nahm und nach Draußen auf einen Platz brachte. Staunend sah ich mich um, mein Blick folgte der riesigen Mauer hinter mir hoch. Ich lief rückwerts, um irgendwie abschätzen zu können, wie hoch sie tatsächlich war und lief plötzlich in jemanden hinein. Erschrocken drehte ich mich um und sah hoch zu einem ernst drein sehenden Mann. Ich hatte ihm natürlich auch noch prompt einige Dokumente aus der Hand geschlagen und schnell bückte ich mich danach.
>>Ent.. entschuldigen Sie<< murmelte ich, kam mein Kopf immer noch nicht nach. Mehr aus Zufall sah ich auf die Blätter in meiner Hand und runzelte dann die Stirn, als ich die Menschen darauf sah, die eigentlich aussahen, als müssten sie tot sein. Was sollte das jetzt?

Mit einem Stapel von Dokumenten und Aufzeichnungen von Infizierten war ich auf dem Weg zum Archiv gewesen. Die Neuigkeiten über ein seltsames Verhalten dieser Monster hatte eine gewisse Unruhe in mir ausgelöst und ich war alte Akten noch einmal durchgegangen. Naja, ziemlich erfolglos.
Während meines Weges, blätterte ich die letzten Seiten durch, beziehungsweise war ich gerade dabei gewesen, als mich jemand anrempelte und in Folge dessen mir die ganzen Blätter zu Boden segelten.

"Hast du keine Augen im Kopf?", knurrte ich leise, während sie sich nach den Dokumenten bückte. Hastig nahm ich sie ihr aus der Hand, als sie darauf zu starren begann. Erst jetzt erkannte ich, dass sie scheinbar gerade erst angekommen sein musste. Irgendwie schien sie verwirrt.

"Sie sind neu, nehme ich an?" Eigentlich war es keine Frage sondern offensichtlich.

Ich zuckte ein wenig zusammen, als der Mann mir die Blätter regelrecht entriss, sollte ich diese Dinge offensichtlich nicht sehen. Ich wurde ein wenig rot im Gesicht und bei seinem scharfen Ton ging ich einen kleinen Schritt zurück, war ich solch einen Ton nicht gewohnt.
>>Es tut mir leid<< murmelte ich daher noch einmal, um ihn dann verwirrt anzusehen.
>>Neu? Ich... ja, ich... denke schon<< stammelte ich und griff mir erneut mit einer Hand an meinen Kopf.
>>Wo bin ich hier eigentlich? Was ist passiert, was ist das für ein Ort? Warum...<< fragte ich vor mich hin und bekam es für mich selbst einfach nicht auf die Reihe. Was war das hier für eine Stadt?
Die immer selben Fragen schwirrten durch meinen Kopf und ich konnte keine Antworten darauf finden.
>>Wozu diese Mauer?<< fragte ich weiter und sah noch einmal kurz daran hoch und dann wieder zu ihm.

Verwirrt stammelte sie sich einen zurecht, man konnte ihr kaum Folgen. Sie wirkte verloren und hatte scheinbar keine Ahnung was vor sich ging. Ich seufze, also noch eine Seele, der man sich annehmen musste.
"Ganz ruhig. Du bist hier in Renisus. Das ist ein militärischer Stützpunkt und Auffanglager für Flüchtlinge. Die Mauern sind alleinig für die Sicherheit zuständig. Damit nichts und niemand ungesehen hinein oder hinaus könnte. Du bist hier in Sicherheit."
Die Akten hatte ich schnell beiseite gepackt und blickte sie nun direkt an.

Ein Auffanglager für Flüchtlinge? Wieso denn Flüchtlinge? In mor begann sich die Angst auszubreiten und nagte in meinem Magen.
>>Flüchtlinge? Wovor denn... Schutz?<< fragte ich weiter und hoffte, dass ich seine Geduld nicht überstrapazierte, doch gerade konnte ich niemand anderes fragen.
>>Ich weiß nur noch, dass ich mit dem Fahrrad zur Schule gefahren bin und da war hier sicherlich nichts, wovor man hätte flüchten müssen! Ich versteh das Alles nicht, was geht hier vor? Was... was waren das für Bilder? Diese Menschen...<< ließ ich den Satz auslaufen. Jetzt hatte ich zwar gestanden, dass ich die Akten doch gesehen hatte, aber ich musste es einfach wissen!

Einen Sekundenbruchteil lang blickte ich sie skeptisch und leicht irritiert an.
Hatte sie wirklich keinerlei Ahnung davon, was hier vor sich ging?
"An mehr kannst du dich nicht erinnern? Vielleicht an den Virusausbruch?"
Nein, sie hatte scheinbar wirklich keine Ahnung davon, was alles geschehen war.
Wie war sie hierher gekommen, ohne etwas über diese Missgeburten außerhalb der Stadt zu wissen?
"Kannst du dich an nichts, von Außerhalb dieser Mauern erinnern?" Ein klarer Fall von Amnesie, oder sonstiger Verwirrtheit, das konnte ein Blinder erkennen.
Sie hatte diese Bilder der Akten gesehen und keinen Schimmer über die Zustände, die herrschten.

Langsam und etwas verzweifelt schüttelte ich den Kopf, nur um dann zu stocken.
>>Virus?<< fragte ich entsetzt und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Es hatte einen Krankheitsausbruch gegeben und anscheinend einen sehr gravierenden! Was war mit meinen Eltern? Mein Herz krampfte sich zusammen und ich fing an zu zittern. Ich musste träumen, das Hier musste ein Alptraum sein!
>>N..nein! Als ich Draußen war, war alles vollkommen normal, wie immer! Ich glaube ich... ich hatte einen Autounfall und irgendwie bin ich... dort im Zelt wieder zu mir gekommen<<
Ich griff mir in die Haare und um mich herum begann sich die Welt zu drehen, war das Alles einfach zu viel, kam mein Verstand gerade nicht damit zurecht.
>>Ich weiß nicht, wie ich hier her gekommen bin!<<
Ich zwang mich dazu ihn anzusehen.
>>Wie schlimm ist es?<< flüsterte ich und hatte eigentlich Angst vor der Antwort. Ich hatte das Gefühl, gleich direkt wieder umzukippen.

Ein Ausdruck von leichtem Mitleid trat auf mein Gesicht.
Sie hatte keine Ahnung und wurde in eine Welt hineingeworfen, die ihr bis eben noch unbekannt gewesen ist.
Sie zitterte leicht, als sie sich in die Haare griff und etwas zu schwanken begann.
Doch es nützte auch nichts, sie vor der Wahrheit zu verstecken.
"Es ist sehr schlimm.", beantwortete ich ihre Frage. "Von Tag zu Tag werden es mehr. Das hier ist der einzige Ort, der sicher genug ist, die flüchtigen Menschen aufzunehmen und zu versorgen."

Aus großen Augen sah ich ihn an und versuchte es zu begreifen. Wenn so ein Mann sagte, dass es sehr schlimm war, dann war es wohl wirklich sehr schlimm. Der Einzige Ort... sollte das etwa heißen, dass es die ganze Welt betraf? So oder so ähnlich musste sich wohl ein halber Nervenzusammenbruch anfühlen, denn mir traten die Tränen in die Augen und ich legte die Hände von den Mund.
>>Ich muss träumen...<< flüsterte ich gegen meine Hände und wich wieder zurück, stand ich gerade vollkommen neben mir. Schon wieder lief ich in Jemanden hinein, doch dieses Mal wurde ich noch ruppiger angefahren, war es eine Gruppe Männer. Warum waren hier alle so?
Was war da Draußen, dass die Menschen so verbittert waren?
Ich hatte wirklich das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden und konnte die genervten, fast schon wütenden Männer nur anstarren.

Träume waren heutzutage reines Wunschdenken.
Ich schüttelte mit dem Kopf, als sie gegen eine weitere Person stieß. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie wirkte verstört, konnte sich gar nicht rühren.
"Weitergehen.", knurrte ich die Gruppe an und legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens.
"Ich kann nachvollziehen, dass es schwierig sein muss, sich der Situation klar zu werden und sie zu verstehen."
Sie war unnatürlich blass, vielleicht war es doch alles etwas zu viel auf einmal.

Anscheinend verhinderte der Mann gerade, dass diese Männer ihre Wut an mir ausließen und erst mehrere Sekunden später wurde ich mir dessen erst bewusst.
>>Danke<< murmelte ich daher endlich und sah zu ihm hoch. Er hatte seine Hand auf meiner Schulter liegen und irgendwie war es fast so, als würden die Menschen nun einen Bogen um uns machen und ein wenig wunderte ich mich darüber, auch dass man sofort seinem Befehl gefolgt war. Hatte ich hier keinen normalen Bürger vor mir stehen?
>>Ja ich... was soll ich denn jetzt machen? Wo soll ich denn hin?<<
Ich fühlte mich vollkommen verloren und alleine, war ausgesetzt worden in einer mir fremden Welt mit fremden Menschen. Immer wieder zog sich mein Magen zusammen und mit zitternden Händen strich ich mir die Tränen weg, doch kamen immer wieder neue nach.
>>Entschuldigen Sie...<< murmelte ich vor mich und starrte zu Boden, hatte er sicherlich gerade keine Lust, sich mein Gejammer anzuhören, doch ich wusste eben nicht, was ich machen sollte.

"Gegen die Gefühle und Gedanken, die dich gerade heimsuchen wirst du nicht viel machen können, also versuch es erst gar nicht.", sagte ich und versuchte ihr damit klar zu machen, dass sie sich dafür keineswegs zu entschuldigen hatte.
Für sie war das einfach alles überwältigend.
"Aller Anfang ist schwer. Komm, begleite mich ein Stück, ich besorge dir etwas zu trinken und du versuchst dich etwas zu beruhigen."
Sie brauchte Zeit um diesen Schlag zu verdauen. Eigentlich war es so gar nicht meine Art, aber auf eine Art und Weise tat mir dieses junge Geschöpf wirklich leid.

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Schwach nickte ich bei seinen Worten und sah ihn dann fast etwas verwundert an. Er wollte sich einfach meiner annehmen? Immerhin war ich hier sicherlich nicht die einzige Neue... Trotzdem zögerte ich kurz, denn ich hatte hier einen fremden Mann vor mir und ich sollte wirklich nicht einfach mit ihm mitgehen, doch.. was hatte ich denn für eine andere Wahl? Ich wusste nicht wohin mit mir und man hatte wohl ziemlich deutlich gesehen, dass ich hier alleine nicht lange würde zurecht kommen. Daher setzte ich mich schnell in Bewegung und sah zu, dass ich hinter dem Mann her kam, wobei ich mich verstohlen umsah und es gefiel mir nicht, was ich zu sehen bekam.

Tbc.: Bar